Der Z-Triebwagen 4208

Der "Amerikaner" Z4208 an der Landstrasser Hauptstraße / Rennweg

Der „Amerikaner“ Z4208 an der Landstrasser Hauptstraße / Rennweg

Bei der Type Z handelt es sich um vierachsige Triebwagen die im Jahre 1939 für den Betrieb auf der New Yorker Straßenbahn in deren eigener Werkstätte gefertigt wurden. Der Einsatz in ihrer Heimatstadt war allerdings nur von kurzer Dauer und erfolgte, sowohl im Oberleitungsbetrieb mit Rollenstromabnehmer als auch im Unterleitungsbetrieb, bis zur Einstellung des gesamten Streckennetzes im Jahre 1948.

Von der amerikanischen Militärregierung des damals noch besetzten Österreichs wurden die Wiener Stadtwerke – Verkehrsbetriebe informiert, dass diese gut erhaltenen Triebwagen zu erwerben seien. Nach eingehender Prüfung der Eignung für den Einsatz in Wien konnte der Ankauf von 42 gleichartigen und 3 davon etwas abweichenden, als Ersatzteilspender vorgesehenen, Fahrzeugen getätigt werden, um eine Linderung des ärgsten Wagenmangels der frühen Nachkriegszeit herbeizuführen. Zwischen 26. Mai und 27. Juli 1949 gelangten die Wagen, in sechs Transporten auf dem Seeweg nach Rotterdam und von dort per Bahn nach Wien. Die verwendete Wagentechnologie war jedoch im deutschsprachigen Raum nicht geläufig und deren Funktion musste, mangels ausreichender Dokumentationsunterlagen, erst mühsam erarbeitet werden. Dennoch bestachen die Fahrzeuge durch ihr elegantes Aussehen, den großen Fassungsraum, hohe Fahrgeschwindigkeit und für die damalige Zeit revolutionär anmutende technische Einrichtungen, von denen hier nur die automatischen Falttüren mit herabklappbaren Trittbrettern, die Druckluftbremse mit Totmannfunktion und die Niederspannungsanlage genannt seien. Für den Einsatz auf der Wiener Straßenbahn mussten umfangreiche Anpassungen vorgenommen werden, die sich an 22 Wagen in der Straßenbahn-Hauptwerkstätte und an den restlichen 20 Fahrzeugen bei der Karosseriefabrik Gräf & Stift in Wien Liesing vollzogen. Als augenfälligste Modifizierungen traten dabei sicherlich der in Wagenmitte montierte Scherenstromabnehmer der Type SS 46, die Zweisicht-Liniensignale und die rot-weiße Lackierung nach den Normalien der WStW-VB hervor. Die Einreihung in den Wagenpark der Wiener Straßenbahn erfolgte unter der Nummerngruppe 4201 bis 4242 mit der Typenbezeichnung „Z“. Nachdem die ersten beiden Fahrzeuge verfügbar waren, konnte am 16. September 1949 die Polizeiprobefahrt vorgenommen werden.

Aufgrund der geringen Stückzahl und vor allem wegen der vom übrigen Wagenpark stark abweichenden Einrichtungen war an einen freizügigen Linieneinsatz nicht zu denken. Infolge der großen Breite von annähernd 2,5 m blieb das Einsatzgebiet zunächst auf die Strecken des ehemaligen nördlichen Netzes der Krauß`schen Dampftramway beschränkt, die ihren Betrieb ebenfalls mit breiten Wagen abwickelte und deren Gleismittenabstände den uneingeschränkten Verkehr zuließen. Ein weiteres Hemmnis ergab sich aus dem in Wagenmitte angebrachten Stromabnehmer, der in engen Kurven eine derartige Auslenkung gegenüber der Gleismitte erfuhr, dass die Fahrleitungsgeometrie durch den Einbau von Sehnenstücken modifiziert werden musste.

Nachdem genügend Wagen fertiggestellt waren erfolgte ab 13. März 1950 der reguläre Einsatz auf der Linie 331 zwischen Kai – Eßlinggasse und Stammersdorf. Bis zum 8. September 1950 waren dann alle 42 Z-Triebwagen umgebaut und im Betriebsbahnhof Floridsdorf stationiert. Bei den Fahrgästen fanden die Triebwagen rege Beachtung und erfreuten sich, aufgrund ihres hohen Fahrkomforts mit den in Fahrtrichtung klappbaren, gepolsterten Sitzen, alsbald großer Beliebtheit. Im allgemeinen Sprachgebrauch bürgerte sich für die Type Z spontan die Bezeichnung „Amerikaner“ ein und sie erlangten größere Popularität als so manche einheimische Wagentype. Ab 1952 kam es zu einer Ausweitung der Einsätze auf die von der gleichen Remise betriebenen und entsprechend adaptierten Linien 132 nach Strebersdorf und 17 nach Kagran. Mit dem Inkrafttreten der Bestimmungen der „Straßenbahnverordnung 1957“, ab dem Jahre 1961, musste infolge des Fehlens einer Schienenbremseinrichtung die Höchstgeschwindigkeit auf 25 km/h beschränkt werden, wodurch sich der wirtschaftliche Einsatz auf langen und stark frequentierten Linien wesentlich erschwerte.

Bereits im Jahre 1962 verschwanden die Amerikaner von der Linie 132 und nach dem Abzug von der Linie 331 am 5. Juni 1964 verblieben sie nurmehr auf der zwischen Floridsdorf und Kagran verkehrenden Linie 17. Einige Fahrzeuge kamen zum Betriebsbahnhof Vorgarten um ab 6. Juni 1964 auf der Linie 11 ihren Dienst zu versehen. Eine vorübergehende Ausweitung des Einsatzgebietes erfolgte ab dem Jahre 1966 durch eine Neustrukturierung der zwischen Floridsdorf und Groß-Enzersdorf verkehrenden Linien. Auf der nach Englisch Feld führenden Linie 217 vollzog sich am 8. September 1967 das Ende der vom Betriebsbahnhof Floridsdorf eingesetzten Z-Triebwagen. In weiterer Folge mehrten sich die Ausmusterungen und bereits am 5. September 1969 endete die Ära der „Amerikaner“ auf der Linie 11. Eine größere Anzahl gelangte zum Verkauf und wird von verschiedenen Institutionen im In- und Ausland museal erhalten, der Rest fiel dem Schneidbrenner zum Opfer.

Die Triebwagentype Z weist folgende Kenndaten auf:

Antriebsleistung 120 kW
Höchstgeschwindigkeit 25 km/h
Gesamtlänge 12.993 mm
Fahrzeugbreite 2.494 mm
Achsstand im Drehgestell 1.626 mm
Drehzapfenabstand 6.553 mm
Eigengewicht 17.900 kg
Sitzplätze 46
Stehplätze 47

Der Triebwagen 4208 wurde im Jahre 1950 von der Straßenbahn-Hauptwerkstätte der WStW-VB aus dem, im Jahre 1939 von der Werkstätte des Third Avenue Railway Systems gelieferten, Triebwagen 679 umgebaut und stand bis zum 5. September 1969 im Personenverkehr im Einsatz. Die Ausmusterung aus dem Wagenpark der WStW-VB datiert auf den 18. Dezember 1969 und in weiterer Folge gelangte er in das Eigentum des VEF – Verband der Eisenbahnfreunde. Seit 1986 befand sich der 4208 als vielbeachtetes Exponat im Wiener Straßenbahnmuseum und bereichert nunmehr die Ausstellung der Remise – Verkehrsmuseum der Wiener Linien.

Mit Bescheid des Bundesdenkmalamtes vom 01.09.2014 wurde der Wagen als technisches Denkmal unter Denkmalschutz gestellt, da er aufgrund seiner Seltenheit, Anschaulichkeit und Innovation eine besondere geschichtliche und kulturelle Bedeutung hat.

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Der Z-Triebwagen 4208 steht als Ausstellungsstück in der Remise – Verkehrsmuseum der Wiener Linien.

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