Die d2-Beiwagen 5032 und 5064

Beiwagen 5064 bei einer Überführungsfahrt

Beiwagen 5064 bei einer Überführungsfahrt

Die Type d2 entstand im Jahre 1924 durch Umbau aus 125 Triebwagen, der in 300 Einheiten während der Jahre 1899 – 1902 von der BBG-Bau- und Betriebsgesellschaft für Städtische Straßenbahnen beschafften Type D. Diesem aufwendigen Vorhaben vorangegangen waren in den Jahren 1922 und 1923 bereits drei Musterwagen die von der Hauptwerkstätte in unterschiedlicher Gestaltung geschaffen und als Typen d und d1 mit den Nummern 5001 – 5003 Aufnahme in den Wagenpark fanden.

Am Bau der Serienfahrzeuge beteiligten sich die Waggonfabriken Graz, Simmering und Enzesfeld. Von den D-Triebwagen wurden die Wagenkästen weiterverwendet, die Plattformen verlängert, mit Plattformverglasung, zumeist gerader Seitenwand und soweit nicht ohnehin bereits vorhanden mit fünf gleich großen Seitenfenstern versehen. Deren Fachwerkfahrgestelle wurden entfernt und die Wagenkästen über Blattfedern, Achshalter und Gleitachslager direkt auf die beiden Achsen abgestützt, wobei der Achsstand eine Vergrößerung erfuhr. Die Elektrische Ausrüstung musste dem neuen Verwendungszweck als Beiwagen entsprechend angepasst werden. Die Inbetriebnahme der d2-Beiwagen der Nummerngruppe 5004 – 5128 machte zahlreiche ältere, noch aus der Pferdebahnzeit stammende Beiwagen entbehrlich.

Die Beiwagentype d2 weist folgende Kenndaten auf:

Gesamtlänge
8.400 mm
Fahrzeugbreite 2.070 mm
Achsstand 3.750 mm
Eigengewicht 5.090 kg
Sitzplätze 18
Stehplätze 23

Im Zuge des zweiten Weltkrieges gelangten im Jahre 1942 zehn Wagen nach Kattowitz in Oberschlesien, im heutigen Polen.

Bis zum Jahre 1961 schieden sämtliche Fahrzeuge aus dem Personenwagenstand der WStW-VB aus. Um den Bedarf an Salzstreuwagen, der sich traditionell aus alten Personenbeiwagen rekrutierte, zu decken wurden in den Jahren 1956 bis 1961 insgesamt 45 ehemalige d2-Beiwagen als Salzwagen der Type sz1 unter der Nummerngruppe 7161 bis 7205 eingereiht. Dafür musste die Inneneinrichtung entfernt werden und anstatt der Längsbänke kamen große Salzkisten zum Einbau. Um auch äußerlich als Arbeitswagen erkenntlich zu sein erfolgte die Lackierung in dunkelgrauer Farbe. Die letzen fünf Fahrzeuge erfuhren diesen Umbau allerdings nicht mehr und befanden sich bis zu ihrer Ausmusterung de facto im Zustand als Personenwagen. Bis zum Jahre 1972 wurde die Type sz1 komplett ausgeschieden und durch die aus ehemaligen k3-Beiwagen entstandene Type sz3 ersetzt.

Der Beiwagen 5032 wurde von der Simmeringer Waggonfabrik aus dem im Jahre 1902 vom selben Hersteller gelieferten D-Triebwagen 310 umgebaut und stand bis zum Jahre 1961 im Personenverkehr im Einsatz. Danach erfolgte die Umzeichnung in einen Arbeitswagen für Salzstreufahrten unter der Typenbezeichnung sz1 mit der neuen Nummer 7201. Der vorgesehene Umbau wurde allerdings nicht mehr durchgeführt. Diesem glücklichen Umstand ist es zu verdanken, dass er anlässlich der Jubiläumsveranstaltung „100 Jahre Straßenbahn in Wien“ im Jahre 1968 eine Aufarbeitung erfuhr. Im Erscheinungsbild des Linieneinsatzes der frühen Nachkriegsjahre und mit originaler Nummer 5032 versehen wirkte er am 11. Mai 1968 im Festzug als historisches Fahrzeug mit. Da zu diesem Zeitpunkt das Interesse der, gerade in einer Phase der umfassenden Modernisierung stehenden, Wiener Verkehrsbetriebe an der weiteren Erhaltung historischer Fahrzeuge im eigenen Unternehmen relativ gering war, kam es im Jahre 1970 letztendlich zur Ausmusterung. Im Zuge eines zu dieser Zeit von der Verbandsführung des VEF, zum Aufbau einer umfassenden Sammlung historischer Wiener Straßenbahnfahrzeuge, getätigten Wagenkaufes gelangte der 5032 mit Wirkung vom 15. April 1970 in dessen Obhut.

Der Beiwagen 5064 wurde von der Waggonfabrik Enzesfeld aus dem im Jahre 1901 von der Simmeringer Waggonfabrik gelieferten D-Triebwagen 311 umgebaut und stand bis zum Jahre 1961 im Personenverkehr im Einsatz. Danach erfolgte die Umzeichnung in sz1 mit der neuen Nummer 7202. Er gehörte ebenfalls zu den letzten fünf sz1-Beiwagen die keinen Umbau mehr erfuhren und im Jahre 1969 kam es zur Ausmusterung aus dem Wagenpark der WStW-VB. Der Ankauf durch den VEF und die Eingliederung in dessen historische Fahrzeugsammlung vollzog sich am 13. Mai 1970. In weiterer Folge kam es zu einer umfassenden Restaurierung und zur Wiederinbetriebnahme für den Personenverkehr unter der ursprünglichen Nummer 5064. Im Gegensatz zum 5032 entspricht das Fahrzeug im nunmehrigen Erscheinungsbild annähernd dem Zustand der Ablieferung im Jahre 1924.

Im Jahre 1986 kamen die beiden Wagen ins Wiener Straßenbahnmuseum als Repräsentanten der kleinen Beiwagentypen und bereichern nunmehr die Fahrzeugausstellung der Remise-Verkehrsmuseum der Wiener Linien.

Mit Bescheid des Bundesdenkmalamtes vom 01.09.2014 wurden beide Wagen als technisches Denkmal unter Denkmalschutz gestellt, da sie aufgrund ihrer Seltenheit, Anschaulichkeit und Innovation eine besondere geschichtliche und kulturelle Bedeutung haben.

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Die d2-Beiwagen 5032 und 5064 stehen als Ausstellungsstücke in der Remise – Verkehrsmuseum der Wiener Linien.

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