Der M1-Triebwagen 4152

Der Triebwagen 4152 wurde von der Simmeringer Waggonfabrik hergestellt und am 10. Juli 1929 an die Gemeinde Wien – Städtische Straßenbahnen abgeliefert.

M1 4152 betafelt als Linie 37 auf Einziehfahrt auf dem Währinger Gürtel im Sommer 2022 (Foto: Roman Lillich).

M1 4152 betafelt als Linie 37 auf Einziehfahrt auf dem Währinger Gürtel im Sommer 2022 (Foto: Roman Lillich).

Er gehörte der nur zwei Einheiten umfassenden Type M1 an, die eine Weiterentwicklung der bewährten Type M darstellte und mit gleichen Hauptabmessungen, aber Stahlwagenkasten, Rollenachslagern und Nockenfahrschalter der Type Cc2 zur Auslieferung gelangte. Die ersten Einsätze erfolgten ab 18. Mai 1930 beim Betriebsbahnhof Ottakring. Im Jahre 1964 fand eine grundlegende Modernisierung statt, bei der neue Nockenfahrschalter der Type NFBGw7, eine Batterievorerregung des Bremsstromkreises und Fahrerstandseinrichtungen für sitzende Bedienung zum Einbau gelangten.

Im Bild ist sein Fahrerplatz in der angeführten Umbauform, wie er auch heute noch im Einsatz steht, zu sehen (Foto: Christian Peschl).

Im Bild ist sein Fahrerplatz in der angeführten Umbauform, wie er auch heute noch im Einsatz steht, zu sehen (Foto: Christian Peschl).

Die Ausrüstung mit einem Scherenbügel der Type SS53, Zweisichtdachsignalen und Abblendscheinwerfern, sowie 16-poligen ELIN-Dosen, 24-V-Dosenwecker und Blinkerschaltern für den Verkehr mit c2– bzw. c3-Beiwagen komplettierte den Umbau. Der Innenraum wurde neu gestaltet, die Holztäfelungen durch Maxplatten ersetzt und die Innenbeleuchtung auf Leuchtstoffröhren geändert.

Das Bild von Roman Lillich vermittelt einen Eindruck vom aktuellen Zustand.

Das Bild von Roman Lillich vermittelt einen Eindruck vom aktuellen Zustand.

Ein kurzer Blick in die Wagenpapiere gibt Auskunft über die wichtigsten Umbauten:

Feber 1939 Einbau von Fahrtrichtungsanzeigern
Jänner 1956 Ersatz der Brems- und Lichtsteckdosen durch 10-polige ELIN-Dosen für die Versorgung von Neubaubeiwagen und Einbau von Schienenbremsen
Umbau der ELIN-Nockenfahrschalter Cc2 auf Cc2-fein
Feber 1961 Ersatz der Verglasung quer zur Fahrtrichtung durch Sicherheitsglas und Einbau von gummigefassten Frontscheiben mit Handscheibenwischer
Juli 1964 Grundlegende Modernisierung
Oktober 1966 Austausch der Rollenachslager gegen Gleitlager
März 1972 Umzeichnung in MR 6152
Juli 1972 Umbau für den Einsatz als Messpartiewagen

Der Einsatz im planmäßigen Linienverkehr endete am 15. März 1972 beim Betriebsbahnhof Brigittenau auf der Linie 5. Anschließend erfolgte der Umbau in einen Arbeitswagen mit speziellen Einrichtungen für die elektrotechnische Messpartie, die Lackierung in gelber Farbe und die Verwendung unter der neuen Typenbezeichnung MR mit der Nummer 6152, bis zu seiner Ausmusterung aus dem Wagenpark der WStW-VB am 17. April 1986.

Anschließend wurde er vom VEF erworben und in die Sammlung der historischen Straßenbahnfahrzeuge eingereiht. Als Endziel sollte er langfristig wieder in den Zustand als Personentriebwagen in der Erscheinungsform zwischen 1964 und 1972 rekonstruiert werden, fand aber vorerst als Magazin- und Bürowagen der VEF-Arbeitsgruppe Straßenbahn im Betriebsbahnhof Ottakring Verwendung. So bestand in einem vorübergehenden Einsatz für Werbezwecke die Möglichkeit zur Finanzierung dieses aufwendigen Rückbaues. Nach Klärung der betrieblichen Belange und einer vorangegangenen gründlichen Revision wurde der Wagen mit Ganzwerbung in den Manner-Firmenfarben, rosa mit blauer und weißer Schrift, sowie Werbeplakaten versehen und im März 1992 zum Betrieb zugelassen.

Ein betriebliches Hindernis bestand jedoch vor allem darin, dass das Fahrzeug aufgrund seiner besonderen Inneneinrichtung, aus der Zeit des Einsatzes als Messpartiewagen, nicht zur Personenbeförderung zugelassen war. Im Jahre 1996 wurde daher der Entschluss gefasst, den MR 6152 wieder für den Personenverkehr zu rekonstruieren. Hierzu war es erforderlich dessen Innenraum wieder im Zustand nach dem Umbau im Jahre 1964 herzustellen. Der erste Schritt in diese Richtung bestand im Ausbau der Einrichtungen und Einbauten, die noch von der Verwendung als Messpartiewagen stammten. Die eigentliche Rekonstruktion vollzog sich in mehreren Etappen, da der Wagen zwischendurch immer wieder für Werbefahrten und Veranstaltungen eingesetzt war.

Der Rückbau wurde auch gleich zum Anlass genommen, eine komfortsteigernde Maßnahme zu treffen. Da beim Umbau in den MR 6152 im Jahre 1972 die Heizwiderstände, das Heizmesser, sowie deren Verkabelung entfernt und durch zwei Frischstrom-Gebläseheizungen ersetzt wurden, ergab sich ohnehin die Notwendigkeit einer Neuanfertigung der Heizung. Der Grundgedanke bestand darin, sowohl optische als auch akustische Beeinträchtigungen im Fahrgastraum zu vermeiden, um den historischen Wert zu erhalten. Zu diesem Zwecke wurden 6 Frischstromheizkörper, wie sie üblicherweise in den Beiwagen Verwendung finden, herangezogen. Deren Platzierung erfolgte unter drei Längsbänken hinter Abdeckgittern an den selben Stellen, an denen sich früher die Heizwiderstände befanden, und ist daher von außen nicht zu erkennen.

Da es sich bei allen Arbeiten um wesentliche Eingriffe in die technischen Einrichtungen des Fahrzeuges handelte erforderte dies auch eine begleitende Kontrolle durch einen Vertreter der Aufsichtsbehörde. Nach zwei Jahren, einer Eigenleistung der Mitarbeiter der VEF-Arbeitsgruppe Straßenbahn von annähernd 1000 Stunden und dem Einsatz beträchtlicher finanzieller Mittel, endete die aufwendige Fahrzeugrekonstruktion im Dezember 1997 mit der Umzeichnung in M1 unter der ursprünglichen Nummer 4152. Die offizielle Wiederinbetriebnahme für den Personenverkehr fand im Rahmen der 193. VEF-Sonderfahrt am 25. Jänner 1998 statt. Im Jänner 1999 konnte der Scherenstromabnehmer, nach Abnahme der neu angefertigten Einzelteile der Bügelpalette und deren Aufhängung durch die Fachabteilung der Wiener Linien, in die Ursprungsausführung SS53 rückgebaut werden. Mit dem Einbau der induktiven VETAG-Weichensteuerung im Herbst 2000 erfolgte die Anpassung an die geänderten betrieblichen Anforderungen zum uneingeschränkten Einsatz im Sonderzugsverkehr auf der Wiener Straßenbahn.

Die Kündigung des Vertrages als Werbeträger durch die Firma Manner mit Jahresende 2002 hatte zur Folge, dass am 31. Oktober 2002 der M1-Triebwagen 4152 und der m3-Beiwagen 5400 letztmalig bei einer Werbefahrt im Einsatz standen. Während die Neulackierung des dringend benötigten 5400 sofort in Angriff genommen und dessen Generalinstandsetzung bereits im April 2003 abgeschlossen werden konnte, wurde der 4152 vorerst nur seiner Reklame entledigt und verblieb noch eine Zeitlang in der rosa Lackierung. Zu Jahresbeginn 2004 konnte die Endphase der stufenweisen Restaurierung, zum Einsatz bei den touristischen Fahrten im Rahmen von „Rent a Bim“, eingeleitet werden. Für die erforderlichen Blecharbeiten am Wagenkasten und dessen Neulackierung in standesgemäßer rot-weißer Farbgebung der Wiener Tramway zeichnete die Hauptwerkstätte der Wiener Linien verantwortlich, während die Komplettierung in Eigenregie im Betriebsbahnhof Speising, dem damals neuen Domizil der VEF-Arbeitsgruppe Straßenbahn, erfolgte.

Der erste Einsatz des vorbildlich restaurierten M1 4152 fand am 3. September 2004 statt, als er gemeinsam mit zwei m3-Beiwagen seine Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen durfte. Die Präsentation für das Fachpublikum erfolgte im Rahmen der 220. VEF-Sonderfahrt am 17. Oktober 2004.

Das Bild zeigt ihn bei einem Einsatz in der Endstelle Prater Hauptallee im Mai 2008 (Foto: Christian Peschl).

Das Bild zeigt ihn bei einem Einsatz in der Endstelle Prater Hauptallee im Mai 2008 (Foto: Christian Peschl).

Das Fahrzeug entspricht im derzeitigen Erscheinungsbild dem Linieneinsatz zwischen 1966 und 1972 und weist folgende Kenndaten auf:

Antriebsleistung 92,6 kW
Höchstgeschwindigkeit 40 km/h
Gesamtlänge 11.600 mm
Fahrzeugbreite 2.240 mm
Achsstand 3.600 mm
Eigengewicht 14.100 kg
Sitzplätze 24
Stehplätze 44

Nach einer Generalsanierung im Jahre 2022 versieht der Triebwagen nunmehr wieder seinen Dienst als „Rollendes Museum“.

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